Bei sonnigem Wetter im „Vorfrühling“ und guter Stimmung fand am 02.03.24 unter der Federführung des Obst- und Gartenbauvereins Weickartshain ein Schnittlehrgang für Obstbäume sowie Beeren- und Ziersträucher statt. Der 1. Vorsitzende L. Döhler konnte 17 Teilnehmer begrüßen, unter denen sich auch interessierte Gäste aus Nachbargemeinden befanden. Schwerpunktmäßig galt es am heutigen Tag die im Jahr 2020 mit Vereinszuschüssen bedachten jungen Obstbäume in den Gärten der Mitglieder in Augenschein zu nehmen und einen Erziehungs/Entwicklungsschnitt vorzunehmen.

Gärtnermeister Georg Hager aus Biebertal hielt zunächst einen Einführungsvortrag. Anhand von mitgebrachtem Anschauungsmaterial referierte er fachkompetent und lebendig und gab Aufklärung über geschädigte Gehölzteile, Krankheiten und deren Behandlung, um dann in den praktischen Teil überzugehen.

Georg Hager

In Hausgärten und Obstbaumanlagen am Ortsrand ging der Referent sowie der Vereinsfachwart Ralf Krämer mit Astschere und Säge zu Werke. Geduldig und fachkundig beantworteten die Experten die zahlreichen Fragen der aufmerksamen Zuhörer, die auch aufgefordert waren schon mal selbst Hand anzulegen.

Ralf Krämer

Schwerpunktmäßig gab es Fragen zu Obstbaumschädlingen und deren Bekämpfung, aber auch zum sinnvollen Rückschnitt von alten und großen Bäumen. Hager empfiehlt hier u.a. im Falle von Kirschbäumen einen Sommerschnitt, bei dem man gerade die obersten Äste ab- bzw. zurückschneiden sollte und so auch noch bequem die „Ernte einfahren“ kann.

Bei alten und lange Zeit nicht gepflegten Bäumen sollten zunächst nur wenige kräftige Äste entfernt werden und in den Folgejahren kontinuierlich weitere Eingriffe erfolgen. Ein zu starker Rückschnitt hat zur Folge, dass der Baum zu viele sogenannte Wassertriebe entwickelt, die dann wieder in Schritten entfernt werden müssen. Trockene und durch Schädlinge befallene Astteile müssen stets mit scharfen  und desinfizierten Werkzeugen (Sägen oder Astscheren) entfernt werden.

Junge Obstbäume sollen grundsätzlich drei bzw. besser vier starke Äste im unteren Stammbereich haben. Nach oben hin soll sich ein möglichst pyramidenförmiger Habitus entwickeln, der in einem Leittrieb endet, sodass möglichst viel Licht in den Baum einfallen kann.

Zu den Fragen zur Schädlingsbekämpfung führte Hager aus, dass oftmals Pilzkrankheiten,

Blattläuse,  Insekten (Gallfliege, Frostspanner u.a) sowie Raupenfraß (Blausieb) zu Ärgernissen führen.

Geeignete Maßnahmen gegen den Befall von Schädlingen sind das Anbringen von Leimringen (u.a. auch gegen die Ameisen, die Blattläuse auf die Bäume tragen und später „melken“)

Die Leimringe müssen im September im unteren Stammbereich und auch an Befestigungspflöcken angebracht werden. Wirkungsvoll ist auch das Aufhängen von Leimscheiben, die man etwa drei Wochen vor der Ernte in Kirschenbäume hängt. Auch den äußerst schädlichen Frostspanner kann man mit diesem Mittel bekämpfen.

Sauerkirschbäume sollte man gegen Monilia dreimal mit einem Zinkpräparat spritzen und zwar vor der Blüte, in die Blüte und nach der Fruchtbildung. Die Präparate sind umweltverträglich. Bei Befall durch Monilia hilft nur ein Rückschnitt der befallenen Baumteile insbesondere der Astspitzen.

Das ökologisch beste Mittel gegen Schädlinge sind Vögel im Garten d.h. man sollte Nistkästen in den Gärten und Obstbauanlagen anbringen. Gartenvögel vernichten eine unglaublich Menge von Blattläusen, Raupen und anderen schädlichen Insekten und das gerade in der Zeit der Aufzucht der Vogelbrut.

Ein Schwerpunkt des abwechslungsreichen Tages mit Georg Hager und Ralf Krämer waren die Erziehungsschnitte an den noch jungen Bäumen, die im Jahre 2020 mit finanzieller Unterstützung des OGV gepflanzt worden waren.

Ausbildung des  Leittriebes, Gerüst und Saftwaage mit Kürzungen der Triebe waren hier angesagt. Maßnahmen, die es später sicherstellen sollen, dass der Baum auch eine reiche Ernte liefert und dabei die Äste nicht brechen.

Gerade bei Apfel- und Pfirsichbäumen sollte man bei zu viel Fruchtansatz kleine und faule Früchte rechtzeitig entfernen, um schließlich gesunde und kräftige, wenn auch weniger, Früchte ernten zu können. Bei Pfirsichbäumen entwickeln sich aus dreiteiligen Knospen die Blüten und somit die Früchte.

Nach dem Rundgang im Dorf, bei dem 16 Gärten begangen wurden, erfolgte gegen 12.45 Uhr die Einkehr im Dorfgemeinschaftshaus beim „Frikadellenessen“ der „Alten Herren Vereinigung Weickartshain.“ wo man den erfolgreichen Vormittag ausklingen ließ.