Oberhessische Eisenerz-Historie wird durch dritten Wanderweg komplettiert
Auf ein kleines Jubiläum können in diesem Jahr die Mitglieder der ErzWeg Projektgruppe blicken. Die aus interessierten Bürgern aus Grünberg, Mücke, Laubach und Gemünden bestehende offene Vereinigung beschäftigt sich seit dem Jahr 2009 mit der Geschichte des oberhessischen Eisenerzbergbaus. In über 75 Zusammenkünften und Begehungen wurde dabei die von Ende des 19. bis in 60er Jahre des 20. Jahrhundert reichende und die heimische Region prägende Geschichte der Eisenerzgewinnung erarbeitet.
Neben dem dokumentieren alter Schriften und Aufzeichnungen, dem Sammeln von Fotos und zahlreichen topgrafischen Karten stand bei den Gruppenmitgliedern die Errichtung eines Wanderweges an vorderster Stelle. Dieser von der Weickartshainer Schweiz über Freienseen, Lardenbach, Stockhausen wieder in Weickartshain endende 14 Kilometer lange Wanderweg soll an den direkten ehemaligen Wirkungsstätten mit seinen zunächst 16 Informationstafeln über die Lage und Ausdehnung der Gruben, Arbeitsbedingungen der Bergleute sowie Transport- und Aufbereitungstechniken informieren. Präsentieren will die Gruppe zudem die noch vorhandenen Relikte, Restfundamente von Erzwäschen und die Schlammteiche. So konnten am 31. Juli 2011 die Initiatoren der Erzwanderwege nach zweijähriger intensiver Vorbereitung eine große Schar interessierter Menschen in der ehemaligen Eisenerz-Tagebaugrube „Deutschland“, heute besser bekannt als „Weickartshainer Schweiz“, zur Eröffnungswanderung des ErzWeg Süd begrüßen. Mit über 100 Teilnehmern wurden selbst die optimistischsten Erwartungen weit übertroffen.
Aufgrund neuer Erkenntnisse wurden im Laufe der Zeit die Inhalte aktualisiert und weitere Tafelstandorte kamen dazu, so dass der ErzWeg Süd inzwischen über 21 Informationstafeln verfügt. Am 7. September 2014 konnte dann die zweite Route über Merlau, Flensungen, Ilsdorf und Groß-Eichen als ErzWeg Mitte eröffnet werden. Auf dieser Wegstrecke mit ihren 12 Kilometern informieren insgesamt 15 Tafeln über eine für die heimische Region bedeutsame Epoche. Ermöglicht wurde die Ausstattung der Wege mit den Tafeln und der Beschilderung durch eine Unterstützung von heimischen Unternehmen, Kreditinstituten und den Kommunen. Durch deren Spenden stehen auch für beide Wanderwege Flyer mit Informationen und einer Wegbeschreibung zur Verfügung.
Erfreut zeigt sich die ErzWeg Projektgruppe über die bereits anfänglich und bis heute andauernde rege Wandertätigkeit. Neben vielen privaten und durch die Corona-Pandemie zunehmenden Gruppenwanderungen gibt es auch eine große Nachfrage nach geführten Wanderungen. Nach weiteren umfangreichen Recherchen, mehreren Erkundungswanderungen und einem entsprechenden Genehmigungsverfahren steht für dieses Jahr mit dem ErzWeg Nord die Realisierung eines weiteren informativen Wanderweges an. Die Beschilderung des Weges mit Wegführungszeichen in den Gemarkungen Atzenhain, Bernsfeld und Nieder-Ohmen soll in Kürze erfolgen. Vorgesehen sind auf der 14 Kilometer langen Tour zunächst 12 Informationstafeln. Durch interessante besondere Merkmale des bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts durchgeführten Eisenerzabbaus in dieser Region ist eine spätere Erweiterung noch denkbar. In Zukunft sollen noch Stich- und Verbindungswege zu weiteren wichtigen Orten wie z. B. nach Lumda mit seiner Erzverladung ausgeschildert werden. Nach Fertigstellung des ErzWeg Nord dürfte dann ein großer Bereich des ehemaligen Erzreviers im vorderen Vogelsberg wieder lebendig werden
Die Gesamtheit dieser besonderen geologischen Besonderheit des Brauneisensteins findet auch in der Arbeit des Nationalen Geoparks – Vulkanregion Vogelsberg, dessen Partner die ErzWeg Projektgruppe ist, seinen Niederschlag. Die Umsetzung des Projektes ErzWeg Nord kann dank der Antragstellung der Gemeinde Mücke zur Förderung des Tourismus mit 50 Prozent durch das Land Hessen erfolgen. Die restliche Summe muss aus Eigenmitteln finanziert werden. So hofft die Projektgruppe, dass sie wie bei den beiden anderen ErzWegen, auch diesmal wieder durch zahlreiche Firmen und Privatpersonen eine entsprechende Unterstützung erhalten wird. (Bericht: Karl-Heinz Hartmann, Karl-Ernst Lind)