WEICKARTSHAIN (eg). „Die verlorene Vielfalt“ lautete das Thema eines Vortrages von Kurt Orth (Laubach) vor dem Landfrauenverein Weickartshain. Der Autor, der schon in mehreren Büchern seine Sorgen um das Verschwinden von Pflanzen und Tieren in unserer Region niedergeschrieben hat, betonte zu Beginn: „In den Jahren nach dem letzten Weltkrieg änderte sich alles radikal. Es kam nicht abrupt, immer nur schrittweise und kaum merklich. Im Verlauf von 50 Jahren habe ich genau hingesehen und beobachtet. Wo sind all die Tiere meiner Vergangenheit? Wo ist der geheimnisvolle und doch so vertraute Wald? Was ist in der Natur überhaupt noch erlebbar? Was ist aus den Bächen und Teichen meiner Jugend geworden? Fragen, auf die ich eine Antwort suchte und zu geben versuche“.
Unter den Tieren in Deutschland hätten ihn die Hirsche von Anfang an in ihren Bann gezogen und er habe viel mit ihnen erlebt. Leider habe auch er ihren Niedergang miterleben müssen. Für die Zukunft sehe es für das größte Tier unserer Natur sehr schlecht aus. Als Koordinator habe er in unserem Raum die erste Amphibienkartierung geleitet und hätte seit dieser Zeit einen genauen Überblick über die Veränderungen der Bestände dieser Tiere.
Orth weiter: „Das Wort Vielfalt ist heutzutage in aller Munde und wird schon inflationär gebraucht oder besser missbraucht. Vermutlich weiß keine der Gruppierungen mehr genau, was es damit auf sich hat oder wie wichtig diese ominöse Vielfalt für uns oder für das Leben auf der Erde wirklich ist“. Vermutlich alle, die diesen Begriff verwenden, verstünden darunter den Istzustand, wie er augenblicklich im Tier- und Pflanzenleben herrsche. Tatsächlich sei dieser Istzustand für das Überleben der Menschen immens wichtig, aber nicht so überlebenswichtig wie es Naturschutzorganisatoren oder manche Parteien glauben machen wollten.
Der Referent machte auch deutlich: „Die nächsten Generationen werden uns verdammen für unsere Tatenlosigkeit. Die wirtschaftliche Isolation wäre ein sicheres Mittel, die größten Naturvernichter zu stoppen. Doch dem stehen die eigenen wirtschaftlichen Interessen im Wege. Gewinne der weltweit agierenden Konzerne sind der Politik wichtiger als die Zukunft der Menschheit“. Selber habe er die Veränderungen der Natur über 50 Jahre beobachtet. Schließlich gab er darüber noch einen Überblick.