Schnittlehrgang am 04.03.2023 von 09.00 – 13.00 Uhr mit Gärtnermeister Georg Hager, Biebertal und
Fachwart Obst- und Gartenbau Ralf Krämer und 15 Teilnehmern sowie Pflegearbeiten „Auf dem Wuhlacker“ am Nachmittag.
Die Begrüßung und Einführung durch den Vorsitzenden Lothar Döhler und Gärtnermeister Georg Hager aus Biebertal fand am Feuerwehrgerätehaus Weickartshain statt. Herr Hager erteilte anschließend anhand von Anschauungsmaterial Aufklärung über:
- Krebsstellen an Ästen
- Abbruchstellen
- Verwachsungen durch Reibung oder dem Aufeinanderliegen von Ästen
- vertrockneten Aststümpfen (in diesem Fall war der Ast nicht dicht genug am Stamm abgeschnitten worden)
Im letzten Fall schließt nämlich die Wunde schlecht. Besser ist es, direkt glatt am Stamm oder Ast abzuschneiden, damit sich die Schnittwunde schließen kann. Die Pflanzen bilden nach dem Schnitt den sogenannten Kallus, ein natürliches Wundgewebe, das die Wunde verschließt.
Wichtig: Sauber arbeiten beim Baumschnitt!
Nicht weniger wichtig ist nach Aussage von Gärtnermeister Hager, dass nicht nur ein fachgerechter Baumschnitt durchgeführt , sondern auch mit sauberem Werkzeug gearbeitet wird, damit die Wunde sich möglichst leicht von selbst verschließen kann. Ein sauberer Schnitt hinterlässt keine ausgefransten Stellen oder Restfasern. Geschnitten oder gesägt werden muss daher mit scharfen, sauberen Werkzeugen. Die Schnittstellen, die weniger gut gelungen sind, sind mit einer scharfen Säge oder einem Messer nachzuarbeiten. So können sich die Bäume auch ohne Wundschutzmittel regenerieren.
Anschließend wurden praktische Anwendungen in 12 Gärten/Grundstücken im Dorf an in 2020 neu gepflanzten Obstbäumen vorgenommen. Die Teilnehmer durften selbst auch Hand anlegen. Die jungen Bäume wurden seinerzeit vom Verein finanziell gefördert.
- Anwendungsempfehlung bei der Pflanzung junger Bäume
- Zuerst Pflanzpfahl in das Pflanzloch einschlagen
- Wurzel anschneiden
- Empfehlung: Hasendraht gegen Wühlmäuse um Wurzelstock
- Erde beifüllen, aber die Veredelungsstelle 2 cm freilassen
- neu gepflanzte Bäume mit Hanfstrick anbinden und zw. Stamm und Pfahl Abstand lassen
Erziehungsschnitt: - 3-4 Äste als Gerüst ausbilden lassen (unterer Kranz)
- Saftwaage (pyramidenförmig) herstellen und neue Triebe anschneiden
- (oberes Auge muss nach außen zeigen)
- Leittrieb festlegen und angemessen einkürzen
- Grundsätze beim Baumschnitt (mehrjährige Bäume)
- um den Baum herumgehen
- dürre Äste rausschneiden
- kranke Äste rausschneiden
- nach innenwachsende Äste rausschneiden
- obere Äste sollten nicht breiter herausragen wie die unteren Äste
- obere Hauptäste sollten nicht dicker sein wie die unteren Äste (unterer Kranz)
- übereinander hängende Äste (einen opfern)
- Wassertriebe ca. 1/3 rausschneiden
- Besonderheiten
- Birnenrost (braunrote Punkte auf Laub)
Ursache ist ein Pilz vom Holunderstrauch (Holunder in der Nähe entfernen)
Schadet dem Baum nicht entscheidend (betrifft i.d.R. die ersten Blätter)
Der zweite Trieb ist oft kaum betroffen.
- Sauerkirschen
Lediglich junge Triebe tragen Früchte.
Nach der Ernte stark zurückschneiden.
Bei Moniliaerkrankung die erkrankten Äste abschneiden und verbrennen.
Monilia, besser bekannt unter seiner Anamorphe Monilia, ist eine Pilzgattung, unter der sich wichtige Pflanzenschädlinge bei Obstbäumen befinden. Die Krankheit tritt als Fruchtfäule und/oder Spitzendürre unmittelbar nach der Blüte auf.
- Süßkirschen
Rückschnitt ist während oder nach der Ernte möglich und auch zu empfehlen
-
- Beerensträucher
Grundsatz: – schwarzes Altholz rausschneiden
– 1/3 ältere Äste lassen
– 1/3 tragende Äste lassen
– 1/3 junge Triebe stehen lassen
- Beerensträucher
Achtung: Auf Geschwulste der Gallmilbe achten.
Wenn sie auftritt, dann abschneiden
und verbrennen oder als Restmüll entsorgen.
- Fruchtmumien
Auch im Winter hängen an manch einem Obstbaum noch kleine Früchte an den kahlen Ästen. Doch richtig appetitlich schauen sie nicht mehr aus: Braun und verschrumpelt erinnern sie eher an Mumien als an schmackhaftes Obst. Daher kommt auch ihr Name, Fruchtmumien. Diese abgestorbenen Überreste sollten Sie möglichst bald entfernen. Denn in diesen Fruchtmumien kann der Erreger der Monilia-Krankheit überwintern. Wird es wieder wärmer, wandern die Monilia-Pilze dann von den nicht entfernten Obstresten auf die gesunden, frisch wachsenden Früchte über. Wenn Sie das vermeiden und Ihre Obstbäume schützen wollen, entsorgen Sie die Fruchtmumien am besten über die Biotonne.
- Baumscheibe und Grasschnitt abdecken
Als Schutz des Stammes sollte eine Baumscheibe geschaffen werden die mit Grasschnitt bedeckt werden muss. - Vorteil: Schutz beim Rasenmähen (Vermeidung von Schäden am Stamm) und Feuchtigkeitsschäden
Empfehlung: Im Spätherbst Grasmulch entfernen, damit nicht Mäuse sich im Winter darunter Gänge anlegen/graben
- Drainage bei alten Bäumen
Gibt es Stellen an Ästen und am Stamm Stellen, an denen Wasser eindringen kann, wird ein vertikaler Schnitt mit der Motorsäge zur Entwässerung empfohlen. - Flechten
Flechten auf Ästen sind für Obstbäume unschädlich. Sie sind ein Anzeiger für saubere Luft.
Zum Abschluss des Lehrgangteils waren alle Teilnehmer zum Mittagessen der in das Sportheim eingeladen. Annemarie Pernak-Trüller hatte leckeren Schichtgulasch gekocht. Sie hat zusammen mit Dariona Jarzombek das Essen und die Getränke serviert.
Nach dem Mittagessen haben Zwölf fleißige erwachsene Helfer und vier Kinder unter Anleitung des Fachwartes Ralf Krämer und dem Gärtnermeister Georg Hager die Erziehungs- und Pflegeschnitte an den ca. 100 Obstbäumen der Stadt Grünberg „Auf dem Wuhlacker“ vorgenommen.
Das Schnittgut wurde mit zwei Fahrzeugen zu einem Sammelplatz zwischen den Baumreihen gebracht. Vorstandsmitglieder hatte bereits einen Tag vorher mit Pfählen eine Vorrichtung installiert, in der unter fachkundiger Anleitung von Siegfried Scholz eine Benjeshecke aufgeschichtet wurde. Sie bietet in Zukunft Vögeln und Kleingetier als Nistplatz bzw. Unterschlupf.
Gegen 17.00 Uhr endete ein langer, aber erfolgreicher Arbeitstag. Herzlichen Dank an alle Teilnehmer und Helfer.
Bilder: Lothar Döhler