Weickartshain (gol). Nach Angaben der Marktforschung IMS Health betrug der Umsatz von Nahrungsergänzungsmitteln bei 18 Millionen Anwendern zwischen 14 und 80 Jahren im Jahre 2010 eine Milliarde Euro. Darauf wies Referent Karl Schmidt in seinem Vortrag „Nahrunsergänzungsmittel – sinnvolle nützliche Anwendung oder Geldverschwendung?“ in einer Monatsversammlung der Alte-Herren-Vereinigung Weickartshain hin. Die Vitaminisierung der Gesellschaft schreite voran. Der Ehrenvorsitzende warf die Frage auf: „Sind Zweifel berechtigt, ob die Produkte überhaupt den Menschen nützen – oder nur den Konzernen, die sie herstellen, oder ob sie in Überdosis genommen, gar schädlich sind“. Als Beispiel nannte er den Bräunungseffekt von Betacarotin. Bei einer Studie 1994 in Finnland seien 29000 männliche Raucher zwischen 50 und 69 Jahren auf verschiedene Gruppen aufgeteilt (randomisiert) worden. In der Gruppe, die Betacarotin schluckte, seien die Fälle von Lungenkrebs um 18% angestiegen. Die Gesamtsterblichkeit der Vitaminkonsumenten erhöhte sich um 8%. Das Ergebnis habe einen Schock ausgelöst. Da man den Zufall ausschließen wollte, sei die Studie in den USA wiederholt worden. Der Test sei nach 21 Monaten abgebrochen worden, weil das Ergebnis bestätigt und damit die Verantwortung für mehr Krebserkrankungen nicht übernommen werden konnte.

Auch eine Studie über die Einnahme von Vitamin-E-Pillen in Überdosis an gesunden Männern hätte ein erhöhtes Prostatakrebsrisiko ergeben. Weitere Studien bei erhöhter Zufuhr von Vitaminsupplementen hätten ergeben, dass die Sterblichkeit zugenommen habe, und zwar bei Vitamin A, Betacarotinen und Vitamin E (fettlöslich). Bei Vitamin C und Selen hätten sich keine Effekte gezeigt. Das Motto: „Viel hilft viel“ schade nur. Schmidt betone dazu: „Es ist besser, ärztlichen Rat einzuholen und einen großen Blutstatus auf Mängelerscheinungen anfertigen zu lassen und wer sich ausreichend gesund ernährt, braucht keine Vitaminsupplemente und Spurenelemente. Sie sind in unseren täglichen Nahrungsmitteln reichlich vorhanden“.