Erzweg-Süd-Eröffnung fand mit über 120 interessierten Wanderern erfreulichen Zuspruch
WEICKARTSHAIN (eg). Seit zwei Jahren arbeiteten regionalgeschichtlich interessierte Personen, der Kulturring Weickartshain sowie der Verein Kunstturm Mücke eng in Recherche und Planung zusammen, um mit einem Wanderweg die Industriegeschichte des Eisenerzbergbaus in unserer Region wieder in Erinnerung zu bringen. Fast hundert Jahre war unsere Landschaft im vorderen Vogelsberg geprägt durch große Eisenerztagebaue.
Bis in die späten 1960er Jahre war neben Land- und Forstwirtschaft der Bergbau eine der wichtigsten Erwerbsquellen der Bevölkerung. Dazu Karl Heinz Hartmann, Vorsitzender des Kulturrings Weickartshain: “Heute ist die Erinnerung daran weitgehend verblasst. Es leben nur noch wenige Zeitzeugen und viele Menschen unserer Region können mit den wenigen noch vorhandenen Relikten des Bergbaus kaum etwas anfangen. So entstand die Idee eines Erzwanderweges”. Hartmann weiter: ” Mit dieser Arbeit soll dem Vergessen entgegengewirkt und die Erinnerung an die Zeit des Bergbaus wieder wachgerufen werden, um ein besseres Verständnis für die damaligen Lebensbedingungen zu entwickeln und um an einen sorgsameren Umgang mit unserem Lebensumfeld zu appellieren”.
Am Sonntag war es dann soweit: die Initiatoren konnten bei idealem Wanderwetter nicht ohne Stolz über 120 interessierten Besuchern bei einer Begehung die Süd-Route vorstellen. Hartmann zeigte sich erstaunt und zugleich sehr erfreut über den großen Zuspruch: “Ich freue mich, dass so viele Interesse zeigen”. Vom Kunstturm Mücke überbrachte Karl Rudi die Grüße des Vorsitzenden Michael Fliegl: “Wir haben uns seit einigen Jahren der Erforschung, der Archivierung und der Bewahrung einer prägenden regionalen Epoche, nämlich dem Abbau des Eisenerzes im heimischen Raum verschrieben. Es ist eine Zeit des Umbruchs im ländlichen Raum, eine Zeit der Neuerung, mit Licht und Schatten, wie so vieles, was mit Fortschritt zu tun hat”. Es sei “eine Zeit, die einen von vielen Grundsteinen unseres modernen Lebens mitgeprägt hat. Sie ist daher Wert, genauer betrachtet zu werden. Die Natur hat sich ihre vom Menschen geschlagenen Wunden, z. B. die großen Tagebaue, wieder zurückerobert”. Die “Narben” seien meist nur noch für Eingeweihte sichtbar. “Damit dies nicht so bleibt, haben sich einige Unverdrossene zusammengefunden und eine Idee verwirklicht, die sie hier mit viel Engagement und unermüdlichem Einsatz umgesetzt haben. Es ist ein Glücksfall, wenn so ein Projekt entsteht, denn es kommt der Allgemeinheit zugute, es macht unsere Geschichte sichtbar und für andere Menschen erfahrbar”, so der Vorsitzende.
Einstiegspunkt für den 14 km langen Rundwanderweg war die eindrucksvolle Weickartshainer Eisenkaute. Weiter ging es über Freienseen, Lardenbach, Stockhausen und Seenbrücke. Durch die Unterstützung heimischer Firmen war es möglich, an den ehemaligen Erzstätten 16 dauerhafte Informationstafeln mit der Funktion der Orte (Text- und Bilddokumentation) aufzustellen. Eine willkommene Gelegenheit zur Stärkung mit Kaffee und Kuchen boten die Mitglieder der Lardenbacher FFW am Aussichtspunkt “Hilgesberg”.
Der am Sonntag vorgestellte Erzweg-Süd soll ein Anfang sein. Es ist geplant, zwei weitere Rundwanderwege zu projektieren, die als mittlere und nördliche Route die Erzabbaugebiete um Ilsdorf, Flensungen, Merlau, Nieder-Ohmen bis hin nach Atzenhain in gleicher Weise dokumentieren.